Das kleine Café
„Ich weiß nicht, ob ich sie dort treffe. Warum fahre ich überhaupt hin? Hm, Intuition ist die Königen der Entscheidungsfindung! Ja, vielleicht spricht sie mit mir mittels meiner inneren Stimme“, Aleksej hupte dem Fahrer, der ihn zu überholen versuchte, weichte selbst aus und gab mehr Gas.
Auf der breiten Straße herzutreiben war ein echter Genuss! Links und rechts liegt die Steppe. Die Sonne geht unter. Durch die rechte Seitenscheibe blies der Wind, so als ob er ihn aufrichtig aufziehen wollte. Bald sollte er es bereits sehen – das kleine Café am Straßenrand. Sie lernten sich vor sieben Jahren kennen. Er wusste nicht, sie er das Gespräch beginnen soll, starrte sie offenherzig an, dachte eine Weile nach und sprach wie in einem alten Witz aus: „Sitzen sie auch in diesem Café?“
Weiter ging es dann lockerer…
„Kommt sie heute oder nicht? Ich sollte lieber an meinen neuen Roman denken, aber meine Gedanken sind ja woanders. So sehr will ich sie sehen!!! Gut, dass der letzte herausgegeben wurde.
Richtig gute Arbeit geleistet“, er schaltete sich doch auf den Roman um, „Haben sogar mir gedroht, mein Honorar heute zu überweisen, Teufelskerle!“, schimpfte er seine Herausgeber scherzweise, wahrscheinlich für ihren außergewöhnlich starken gewerblichen Griff.“
Bald konnte er den Schattenumriss des Cafés sehen. Ein nettes Lokal, errichtet wie US-amerikanischer Imbiss aus dem Wilden Westen. Er parkte sein Auto. Und ging hinein.
Dieselben Holztische „Haselnuss“, bedeckt mit schneeweißen Tafeltüchern, dieselbe Bartheke, ein paar Gäste, die sich beim Bier langweilen. Die Renovierung hatten sie aber vorgenommen: Hängedecken, neue Jalousien, die an einigen Stellen im durch den blasenden Wind am offenen Fenster schlappern. Eine hübsche junge Frau, die hinter der Bartheke stand und Gläser mit einem Tuch polierte, hat lächelte ihm freundlich und bat ihm einen Platz an.
„Ein typischste Barkeeperin“, dachte er, „braune lange Haare, kugelförmige Brüste „die nach außen aus der Bluse drängen“ und schöne brauen Augen, die hin und her schauen.“
Aleksej setzte sich an einen Tisch. Die „typische Barkeeperin“ brachte ihm die Speisekarte.
„Einen Espresso“, sagte er mit spanischem Akzent warum auch immer.
Sie entfernte sich.
„Hm, kann ich sie vielleicht dort doch finden? Wie viele Jahre suche ich bereits nach ihr in der Facebook-Suchmaschine!“ So ein Trottel, gewiss und wahrhaftig!“
Aleksej klappte den Laptop aus und loggte sich beim Facebook ein.
Aus irgendwelchem Grund wollte sein Account sich nicht öffnen, wobei ihm es eigentlich ziemlich egal war. Noch einmal beschloss er, sie zu finden. Mereschenko, Meresjewa, Marschenkowa, nur sie – Natascha Merkulowa – war nicht da nach wie vor.
„Hm“, seine Augen fanden einen der Benützer, der gerade online war – Sergej Schewzow!
Er ist doch seit einem Jahr tot!!!
Aleksej schaute die Bezeichnung des Netzwerks – da stand Facebook.Jenseits. Ru.
„Oh, mein Gott!
Er spürte, dass jemand sich ihm näherte, Aleksej sah hinauf. Alle Gäste standen vor ihm: Ein Mann mit großem Gesicht, der eine Baseballkappe und ein etwas schmutziges T-Shirt an hatte und offensichtlich kein Freund der Körperpflege war; sein Kumpel, mit der sie bereits was
gemeinsam getrunken hatten; eine hochgewachsene junge Dame mit grausamen Brillen, die etwas fehl am Platz zu sein schienen, und die bezaubernde Barkeeperin.
„Herzlich willkommen im Jenseits!“, sagte der Mann in mittleren Jahren, der mit der Baseballkappe.
„Jenseits?!“ „Was für ein Schwachsinn?!“
Die Barkeeperin lächelte offenherzig wieder und fügte hinzu:
„Aleksej…“
„Woher kennen Sie mich? Ich habe mich nicht vorgestellt!“, sagte Aleksej
„Erstens Sie sind ein bekannter Schriftsteller. Zweitens Sie sind einer halbe Stunde zuvor beim Autounfall ums Leben gekommen, als Sie das andere Auto zu überholen versucht haben.“ Sie haben noch dem querköpfigen Fahrer gehupt. Da sehen Sie die Nachrichten – sie schnippte mit dem Finger, und der Channel One berichtete:
(Mit Vermerk „Breacking News“) Heute um 15:30 in der Nähe der Raststätte auf der Autobahn Kijewskij ist der bekannte Schriftsteller, Aleksej Michajlow, beim Autounfall ums Leben gekommen. Seine Romane „Herberge für einsame Träume“, „Ich schenke dir… den Tod“, „Alte Omelia“ hatten viel Freude den Lesern bereitet…
Die Barkeeperin machte den Ton zu, um auszusprechen.
„O Mein Gott!..“, Aleksej fasste sich an den Kopf.
„Bitte regen Sie sich nicht so auf! Übrigens sie können mit Ihm sprechen. Er frühstückt gerade am Ufer des Ozeans“, fuhr sie fort.
„Wer ist dieser Er?“, fragte Aleksej erstaunt nochmal.
„Unser Herrgott. Hoppla! Er ist ein großer Fan von Ihnen. Insbesondere liest die Bücher nach, wo sie über Ihn schreiben. Er liest alles so hingebungsvoll und wartet aufs neue Buck. Er sagt, es ist ja alles gelogen, aber geschrieben ist es schön. Und lacht dabei herzlich. Vielen Dank Ihnen dafür, Aleksej“, bedankte sich die junge Frau bei ihm.
„Wie lebt ihr denn da?“, Aleksej beruhigt sich ein wenig und fing an, Fragen zu stellen.
„Wunderbar“ Wir haben Internet, Fernsehen. Geld haben wir keins, aber dafür haben wir alles! Es ist schrecklich, wenn alles wegen der Kohle ist, so wie ihr dort „in der Realität“ sagt. Hier schreibst du ein Buch, stellst ein paar Schuhe her und – basta.
Du kannst alles in Anspruch nehmen, was du willst. Das ist doch das Paradies!!!“, erläutere ihm der Mann mit der Baseballkappe.
Aleksej schaute aus dem Fenster hinaus. Links sah er eine Tafel mit der Überschrift
„Paradies – hundert Meter“ und rechts gab es eine andere, auf der stand: „Hölle – zweihundert Meter“.
Er wollte fragen, warum der Weg in die Hölle länger dauert…
„Ah?..“, er zeigte mit der Hand in der Richtung der Tafeln.
„Um sich unterwegs einzufüllen“, antwortete der Mann streng.
Da fing die Barkeeperin an, ihn auf die Schulter zu schütteln und fragen:
„Sitzen Sie auch in diesem Café? Sitzen Sie auch in diesem Café? Sitzen Sie auch in diesem Café?
Aleksej bewegte sich mit einem Zuck und … wachte auf. Vor ihm stand sie – Natascha.
„Ah du meine Güte, hallo“, er stand auf, ganz strahlend und absolut durcheinander.
Sie! Sie! Sie! Diese braune Haare, deren Strähne immer auf ihre Augen fällt. Und die Augen! Was für die Augen! Die Grübchen in den Wangen, von denen er schwärmte. Das schwarze Kleid, das er am liebsten hat…
Sie ist doch gekommen, sie hat es nicht vergessen.
„Hast du was geträumt?“, fragte sie mit einem Lächeln.
„Der Traum war so… weiß du… Ich habe vorher offensichtlich zu viel geschrieben.
„Hallo, Aljoscha“
„Hallo, Natascha“, Aleksej strahlte. Sie war da – ganz in der Nähe! Sie ist doch gekommen!